Unternehmen wissen, dass sie sich Ziele setzen müssen, wenn sie etwas erreichen wollen. Was aber, wenn sie diese Ziele nicht erreichen, obwohl sie alles versuchen?
Hat ein Unternehmen sein „Warum“ gefunden?
Wenn ein Unternehmen seine Ziele nicht erreicht, liegt dies unserer Wahrnehmung nach vor allem daran, dass es viel zu wenig darüber nachgedacht hat, warum es sich ein bestimmtes Ziel gesetzt hat. Ihr Leitbild korrespondiert nicht mit dem, was die Mitarbeiter für sich innerhalb des Unternehmens erreichen wollen oder es fehlt ganz. Und die in den Imagebroschüren dargestellten Dinge sind noch kein Leitbild, dem sich die Menschen im Unternehmen verschreiben können. Sie sind nicht attraktiv genug.
Dieses Kriterium – attraktiv – gehört zu den fünf Kriterien der SMART-Formel, die für die Klassifizierung von Zielen hilfreich ist. Demnach müssen Ziele spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein. Erfüllen sie diese fünf Bedingungen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ein Unternehmen oder ein Individuum seine Ziele auch erreicht.
Ziele der Mitarbeiter integrieren
Wir beobachten hier jedoch oft, dass die Definition des dritten Kriteriums, der Attraktivität, vernachlässigt wird. Unternehmen fokussieren sich gerne auf die Kriterien „spezifisch“ und „messbar“, weil sie dafür eindeutige Zahlen und Parameter festlegen können. Für das Kriterium„attraktiv“ sind Haltung und intrinsische Motivation der Mitarbeiter wichtig, mit der sie die Ziele des Unternehmens verfolgen. Die für dieses Kriterium relevanten Fragen lauten also: Gibt es ein „Warum“ des Unternehmens für seine Ziele? Und können sich die Mitarbeiter mit diesem Warum identifizieren? Ein Ziel ist nur dann attraktiv, wenn es die Haltung der Menschen im Unternehmen adressiert. Reine Zahlenziele („Wir wollen unseren Gewinn um sieben Prozent steigern!“) tun dies meistens nicht.
Hinzu kommt: Das Kriterium „attraktiv“ der SMART-Formel ist schwer mit Zahlen zu belegen. Um dies tun zu können, muss eine intensive und strukturierte Auseinandersetzung damit erfolgen, die es in den meisten Unternehmen noch nicht gibt. Dass dies aber möglich ist, zeigt uns immer wieder unsere Beratungserfahrung.
Aus organisationalen Zielen individuelle Ziele machen
Unternehmen, die ihre gesetzten Ziele auch erreichen, sind (oft unbewusst) intrinsisch so motiviert, dass sie Werte verfolgen, die ein gutes Gefühl auslösen – nicht nur bei Kunden, sondern auch bei den eigenen Mitarbeitern. Sie schaffen es, aus organisationalen Zielen individuelle Ziele zu machen („Wir bieten einzigartige Preis-Leistungs-Phänomene“ wird zu „Ich befreie unsere Abteilungen von unproduktivem Ballast“).
Was haben Unternehmen davon, wenn sie sich intensiv mit dem SMART-Kriterium „attraktiv“ beschäftigen?
Sie sind beispielsweise viel offener als rein zahlenfixierte Unternehmen. Und sie gewinnen Eindrücke und Einblicke, die eine stabile Basis für jegliche Innovation sind.
Entscheidend ist jedoch, bei aller Zuwendung zum SMART-Kriterium „attraktiv“ die anderen Kriterien nicht zu vernachlässigen. Vor allem die ersten beiden, „spezifisch“ und „messbar“ sind wichtig. Es kommt hier auf eine ausgewogene Mischung an – sonst reden am Ende alle über das „Warum“ und keiner mehr über Messbarkeit. Dies käme dann dem Auskippen des Kindes mit dem Bade gleich und wäre genauso kontraproduktiv wie reine Zahlenfixierung.